Es ist Anfang Dezember und das Coronavirus hat uns auch weiterhin voll im Griff. Die zweite Welle trifft ganz Europa hart und die meisten Länder sind in einem Lockdown. Auch Deutschland befindet sich seit November wieder in einem Lockdown – wenn auch nur einen Lockdown-Light. Es wird, so gut es geht, versucht die Arbeitsplätze, Büros und Schulen offen zu halten. „Regelmäßiges Lüften“ und „Luftreiniger“ sind die Schlagwörter der Stunde. Mobile Luftreiniger sind im privaten Haushalt sicherlich eine gute Sache, in Schulen oder Büroräumen jedoch aufgrund der hohen Anschaffungs- und Wartungskosten langfristig nicht rentabel. Und ständiges Lüften (alle 10 – 20 Minuten) ist bei den winterlichen Temperaturen auch nicht angenehm. Zu niedrige Temperaturen, zu trockene Luft und Zugluft ist nicht nur schädlich für die Gesundheit, auch die Leistungsfähigkeit der Menschen nimmt drastisch ab. In diesem Zusammenhang spricht man von Behaglichkeit.
Was ist Behaglichkeit?
Unter Behaglichkeit versteht man, grob gesagt, das Wohlbefinden des Menschen. Das Wohlbefinden jedes einzelnen ist jedoch eine subjektive Wahrnehmung, die von diversen Faktoren abhängig ist. Neben Faktoren wie Intensität der körperlichen und geistigen Arbeit, der Bekleidung sowie der psychischen und physischen Verfassung der Menschen sind vor allem drei baulich/technische Faktoren für die Behaglichkeit verantwortlich.
- thermische Behaglichkeit
- Luftqualität und Schadstoffe
- Akustik und Licht
Einflussfaktoren auf die thermische Behaglichkeit
Die Behaglichkeit lässt sich nicht einfach messen, da jeder Mensch ein eigenes Empfinden sowie eine eigene Anpassungsfähigkeit des eigenen Körpers besitzt. Aber es ist möglich, Raumzustände so herzustellen, dass sich ein Großteil der Menschen darin wohlfühlen. Daher müssen in der technischen Gebäudeplanung – egal ob Neubau oder Sanierung – die Aspekte für die thermische Behaglichkeit berücksichtigt werden.
Den größten Einfluss auf die thermische Behaglichkeit haben die Raumlufttemperatur in Abhängigkeit der relativen Luftfeuchte. Dies wird in nachfolgenden Behaglichkeitsdiagramm dargestellt.
Der Mensch empfindet eine relative Luftfeuchte von 40% – 60% als angenehm. Eine relative Luftfeuchte von ca. 50% in geschlossenenen Räumen wird als sehr angenehm empfunden.
Einen weiteren entscheidenden Einfluss auf die thermische Behaglichkeit hat die Luftgeschwindigkeit. Sie wird auch als Zugluft bezeichnet. Beträgt die Luftbewegung mehr als 0,3 m/s wird dies als unangenehm empfunden (Ausnahme im Sommer). Das Unbehagen steigt, je kälter und je konstanter die Luft aus einer Richtung kommt.
Schlechte Luftqualität und Gerüche
Die Luftqualität ist ein weiterer Faktor, wenn es um das Wohlbefinden des Menschen geht. Hier ist besonders der CO2-Gehalt der Luft von Bedeutung. Sinkt dieser, nimmt die Leistungsfähigkeit der Personen rapide ab. Der Mensch empfindet CO2-Konzentrationen ab ca. 0,1 bis 0,15 Vol% bereits als schlechte Luft.
In Schulen und in Bürogebäuden werden zunehmend sogenannte CO2-Ampeln aufgestellt, die permanent die Luftqualität messen und bei steigender Konzentration ein Signal in Form einer Ampel anzeigen.
Weiterhin wird die Luftqualität von Schadstoffen beeinflusst. Hierzu gehören bspw.
- Wahrnehmbare Stoffe wie bspw. Staub, Pollen, etc.
- gesundheitsschädliche Stoffe wie bspw. Gase, Dämpfe, radioaktive Stoffe
- biologische Stoffe wie bspw. Pilze, Bakterien, Viren
Neben der thermischen Behaglichkeit und der Luftqualität hängt das Wohlbefinden des Menschen auch vom Geruchsempfinden ab. Es gilt schlechte Geruchsquellen zu vermeiden oder zu reduzieren. Gerüche lassen sich nur durch eine ausreichende Menge an Frischluft entfernen (regelmäßige Lüftung).
Die Raumluft sollte immer sauerstoffreich, geruchsneutral und schadstoffarm sein.
Akustik und Licht
Akustik und Licht sind zwei Faktoren, die bei der Beurteilung der Behaglichkeit gerne außer Acht gelassen werden. Ob ein Geräusch als unerwünschter Lärm oder als Genuss empfunden wird, ist von dessen Stärke, Dauer und nicht zuletzt von Kontext und Umgebung abhängig. In der Arbeitsumgebung sollten Geräusche daher so minimal wie möglich gehalten werden. Eine ältere Version der Arbeitsstättenverordnung legt hier einen maximalen Schalldruckpegel von 85 dB(A) für Arbeitsplätze und Arbeitsräume fest. In der aktuell gültigen Fassung ist kein maximaler Schalldruckpegel angegeben. (HIER gehts zur ArbStättV)
Auch eine ausreichende und gute Beleuchtung darf nicht vernachlässigt werden. Eine schlechte Beleuchtung bedeutet, dass die Augen mehr angestrengt werden. Das wiederum begünstigt Kopfschmerzen und wirkt sich ebenfalls auf die Leistungsfähigkeit der Person aus. Tageslicht hat den größten positiven Effekt auf das Wohlbefinden des Menschen. Arbeitsplätze sollten daher mit möglichst viel Tageslichteinfall geplant werden.
Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) geben einen Mindestwert für die Beleuchtungsstärke an Arbeitsplätzen an. Für einen Büroarbeitsplatz beträgt die Mindestbeleuchtungsstärke bspw. 500 Lux. Für Klassen- und Unterrichtsräume beträgt die Beleuchtungsstärke mindestens 300 Lux.
Die ASR A3.4 „Beleuchtung“ könnt ihr euch HIER kostenlos herunterladen.
Fazit
Man erkennt, dass die Behaglichkeit und das Wohlbefinden der Menschen von vielen Faktoren abhängig ist. Viele Faktoren können aber durch bauliche Maßnahmen beeinflusst werden. In der Gebäudeplanung sollte daher besonders auf die Behaglichkeit geachtet werden. Auch Auch Geschäftsführer sowie Unternehmer sollten ein erhöhtes Interesse an das Wohlbefinden der Mitarbeiter haben, denn ein gesunder Mitarbeiter ist auch ein produktiver Mitarbeiter.
Zusammenfassung
- gesunde Menschen = Produktive Menschen
- thermische Behaglichkeit ist von der Temperatur und der relativen Luftfeuchte abhängig
- Die Raumluft sollte sauerstoffreich, geruchsneutral und schadstoffarm sein
- Geräusche und Lärm wirken sich auf die Konzentrationsfähigkeit aus
- ständiger Lärm kann psychische Erkrankungen fördern
- Tageslicht wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden des Menschen aus und steigert die Leistungsfähigkeit
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Quelle Titelbild: unsplash.com
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8 Kommentare zu „Wie das Gebäude die Gesundheit und die Produktivität der Mitarbeiter fördert“
Danke für die Vorstellung dieses sehr interessanten Themas über den Zusammenhang von Gebäudeplanung und Gesundheit von Mitarbeitern. Mein Onkel arbeitet bei einer Firma, die für technische Gebäudeausrüstung zuständig ist und hat mir von diesem Thema auch schon vieles erzählt. Guter Hinweis, dass auch schlechte Geruchsquellen zu vermeiden oder zu reduzieren sind.
Hallo Tyler, vielen Dank für dein Kommentar. Mir liegt dieses Thema auch sehr am Herzen, da m.E. der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Produktivität der Mitarbeiter einerseits und dem Gebäude andererseits oft noch nicht ausreichend Aufmerksamkeit zugesprochen wird.
Ich möchte einen mobilen Luftfilter kaufen, um ein angenehmes Klima im Raum zu schaffen. Denn vor allem in Corona-Zeiten möchte ich durch ein gutes Raumklima den Stress etwas reduzieren. Gut zu wissen, dass vor allem schlechte Luftqualität das Wohlbefinden massiv reduzieren kann.
Ich möchte eine Klimaanlage für das Büro kaufen. Gut zu wissen, dass thermische Behaglichkeit, Luftqualität und Schadstoffe sowie Akustik und Licht zur Behaglichkeit beitragen. Darum werde ich mich an einen Profi für Kältetechnik richten.
Ich finde es erstaunlich, dass das Gebäude, in dem gearbeitet wird, die Produktivität der Mitarbeiter fördern kann. Danke, dass du dazu noch ein Buch vorschlägst, dass das Nachschlagewerk rund um die Themen Heizungstechnik, Klima- und Kältetechnik, Lüftungstechnik sowie Trinkwassertechnik ist. Meinem Vorgesetzten werde ich das auf jeden Fall empfehlen.
Ich möchte in meinem Büro für mehr Wohlbefinden sorgen. Besonders die Luftqualität möchte ich verbessern. Dazu möchte ich eine Lüftungsanlage einbauen. Ich werde aber auch so eine CO2 Ampel einbauen, damit ich einen besseren Überblick habe.
Auch in Zeiten von Corona möchten wir unseren Mitarbeitern ein sicheres Gefühl in unseren Gebäuden vermitteln. Schön zu wissen, dass die Luftqualität maßgeblich für die Behaglichkeit sorgt. Daher möchten wir für eine Luftreinigung sorgen.
Es ist interessant, dass die Luftqualität entscheidend ist, wie wohl und gesund sich die Mitarbeiter fühlen. Daher möchten wir das Thema Luftqualität nun angehen. Am besten werde ich ein Unternehmen für Kältetechnik beauftragen, sich darum zu kümmern.